Schaumburg: Der Name - Die Burg - Der Ort - Der Landkreis und seine wechselvolle Geschichte
Zeitreise: Die Grafschaft Schaumburg - ein kleiner geschichtlicher Spaziergang Die Grafschaft Schaumburg als Verwaltungseinheit gibt es nicht mehr. Nachfolgend ein kleiner Rückblick auf die Grafschaft Schaumburg von Elke Reineking Die enge, noch heute mit Kopfstein gepflasterte Dorfstrasse im Ort Schaumburg-Rosenthal windet sich in steilem Anstieg den Berg hinauf zur Burg Schaumburg auf den Nesselberg, dem früheren Sitz der Schaumburger Grafen, die der Landschaft nicht nur ihren Namen gaben, sondern sie über Jahrhunderte prägten... Mehr |
Eine Zeitreise von Elke Reineking Das “Nesselblatt” der Grafschaft Schaumburg Zur höchsten Blüte gedieh die Grafschaft Schaumburg unter dem Grafen Ernst (geb.1570,gest. 1622). Er ordnete Finanzen, Verwaltung und Schulwesen und galt als einer der besten und reichsten Fürsten seiner Zeit (1620 hatte Graf Ernst vom Kaiser Ferdinand den Titel eines Reichsfürsten erhalten). Unter Graf Ernst zu Schaumburg entstanden die prachtvollsten Bauten der Weserrennaissance (ein eigener Baustil, der sich hier an der Weser entwickelte), in Bückeburg das Schloß und die Schloßkapelle, sowie die Rathäuser in Stadthagen und Rinteln. 1621 erhielt Fürst Ernst die Universitätsprivilegien für Rinteln, die bis 1809 Universitätsstadt blieb. Sofort nach seinem frühen Tod (beigesetzt 1622 in Stadthagen) warf der Dreißigjährige Krieg seine Schatten auf das Amt Schaumburg. Die Grafschaft war mehrmals Ziel von verheerenden Besetzungen, noch mehr Opfer forderte die Pest. Als im November 1640 mit Otto V. der letzte Schaumburger der männlichen Linie unter mysteriösen Umständen mit 27 Jahren starb (er ist bei einem Gastmahl vergiftet worden), stritt man sich sieben Jahre um das reiche Erbe der Schaumburger. Graf Philipp zu Lippe Alverdissen erlangte durch Heirat mit einer hessischen Prinzessin die Unterstützung Hessens und bekam dadurch im Westfälischen Frieden nicht die Belehnung mit der ganzen Grafschaft Schaumburg, aber die Teilung (1647). Die Grafen zur Lippe waren die Hauptnutznießer (die eine eigene Linie damit begründeten und den Namen Schaumburg dabei übernahmen) Er erhielt den nördlichen Teil (mit Bückeburg und Stadthagen), der südliche an der Weser (mit Rinteln und Hess. Oldendorf) ging an die Landgrafen zu Hessen-Kassel. Beide Häuser waren durch Heirat mit den Schaumburgern verwandtschaftlich verbunden. Die Universität Rinteln (gegr. 1621), die Weserzölle und die Kohlenbergwerke blieben gemeinsamer Besitz Hessens und Schaumburg-Lippes, wie der nördliche Teil fortan genannt wurde. Das Lippische Erbe, bestand seit 1807 unter dem Namen Fürstentum Schaumburg-Lippe weiter, die hessische Hälfte entlang der Weser wurde zu Hessischen Grafschaft Schaumburg. 1821 kam der südliche Teil rund um die Burg Schaumburg im Wesertal, als Kreis Schaumburg zur Provinz Niederhessen, 1866 wurde er kurzfristig der preußischen Provinz Hessen-Nassau angeschlossen, 1932 wurde diese “alte Grafschaft Schaumburg” im Zuge eines Gebietsaustausches der Provinz Hannover angegliedert. 1946 verlor auch der nördliche Teil, das Fürstentum Schaumburg-Lippe, seine Selbständigkeit und wurde als Landkreis Schaumburg-Lippe mit der Kreisstadt Stadthagen ein Teil des neuen Bundeslandes Niedersachsen (welches 2006 60 Jahre alt wurde). Kreisstadt des südlichen Teils, des Landkreises Grafschaft Schaumburg, wurde und war Rinteln. Im Zuge der Kreisreform von 1977 wurde beide ehemals getrennten Teile verwaltungsmässig wieder zusammengeführt und zu einem Landkreis Schaumburg mit der heutigen Kreisstadt Stadthagen verbunden. Unverständlich für viele Menschen in der Grafschaft Schaumburger Bevölkerung (Wesertal und Auetal) blieb, warum das Steinhuder Meer und der Raum um Hess.Oldendorf dabei ausgegliedert wurde - für die “Grafschaft Schaumburger ” im südlichen Teil ist die heimliche und eigentliche Hauptstadt nach wie vor Rinteln. Abwechslungsreich und vielfältig präsentiert sich heute das Schaumburger Land vom Weserbergland bis an das Steinhuder Meer. Die Menschen, die in diesen Landstrich leben und ihn prägen, haben eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Dass die “ehemalige Grafschaft Schaumburg” in den letzten 370 Jahren zweigeteilt war, diesen Unmut darüber spürt man noch immer, sicher eine Besonderheit in Deutschland. Im Nordkreis um Stadhagen herum sieht man sich als Schaumburg-Lipper und im Südkreis im Wesertal rund um Rinteln und die Burg Schaumburg begreift man sich als Grafschaft Schaumburger. “Wir waren schon viel, aber niemals Schaumburg-Lippe!” ist ein immer noch oft und gehörter Ausruf im Südkreis, der ehemaligen Grafschaft Schaumburg. Schaumburger sind sie allerdings alle gern und überzeugt, der Name verbindet. Wahrzeichen der Region - der Grafschaft Schaumburg - und nunmehr auch Namensgeber des neuen Landkreises Schaumburg ist die “Burg Schaumburg”, dessen Name vor ungefähr 900 Jahren erstmals in den Geschichtsbüchern auftauchte. Mit Menschen, deren Identität sich nicht nur auf die Sprache und verwaltungsmässige Zugehörigkeit, sondern eben auch auf das Land und die Landschaft als ganz besonderen Heimatraum bezieht - einer sowohl äusserst geschichtsträchtigen, als auch landschaftlich reizvollsten und schönsten Regionen Niedersachsens und Deutschlands.
Historischer Ortsspaziergang Schaumburg: pdf-Datei hier klicken
Zu einer Beschreibung: Der Naturpark Weserbergland Schaumburg-Hameln Die Landschaft |
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